Mit gutem Gewissen arbeiten
Wenn wir uns mit unserer Arbeit wohl fühlen, machen wir bessere Arbeit. Das versteht sich von selbst. Dennoch stehen viele von uns im Alltag vor der Frage, wie weit wir unseren persönlichen Anspruch in unsere Projekte einfließen lassen können. Die nachhaltigste Antwort: so weit wie irgend möglich.
Ein klares Nein zu umweltschädlichen oder profitfixierten oder unsozialen Projekten ist eine extrem wichtige Aussage.
Als Designer*innen sind wir weitaus kraft- und wirkungsvoller, wenn wir nicht nur bedenken, was wir zu einem Projekt beitragen können. Sondern wenn wir uns darüber hinaus fragen, was das Projekt der Welt bringt.
Wirtschaft oder lieber nicht
Eine Lösung für wertorientiertes Arbeiten könnte sein, dass wir nur für Non-Profit-Organisationen arbeiten und marktwirtschaftliches „mehr, mehr, mehr“ damit umgehen.
Eine andere Lösung ist, allein profitorientierte Wirtschaftsmodelle im Rahmen unserer Möglichkeiten Schritt für Schritt mit zu transformieren. Beziehungsweise diesen Prozess mit unserer Stimme zu bereichern.
Laut Bundesumweltamt trägt unser Konsumverhalten mit 34 Prozent den größten Anteil an unserem CO2-Fußabdruck. Im Vergleich dazu liegen Mobilität (inklusive Flugverkehr) und Stromverbrauch mit 16 und 6 Prozent weit dahinter. Das heißt, unsere Stimme kann viel bewirken.
Erde, Mensch, Profit als Einheit denken
Es existieren viele moderne Ansätze für alternative Wirtschaftsmodelle: Gemeinwohlökonomie, Donut-Economy, Circular-Economy und weitere. In Deutschland außerdem die Initiative zu Unternehmen in Verantwortungseigentum.
Sie lassen die Fixierung auf das Bruttoinlandsprodukt als alleinigen Messwert für Wohlstand hinter sich. Stattdessen schlagen sie Business-Modelle vor, die einen weiteren Horizont haben.
Oft wird in diesem Zusammenhang von „Planet, People, Profit“ im Gegensatz zu reiner Profitmaximierung gesprochen. Dabei gibt es zwei mögliche Ausrichtungen:
- Es kann so interpretiert werden, dass wirtschaftliches (Profit-)Interesse gleichberechtigt neben Gemeinwohl (People) und Umwelt (Planet) steht. Eine gute wirtschaftliche Entscheidung bringt demnach positive Effekte in allen drei Bereichen mit sich.
- Eine logischere Interpretation ist, dass Profitinteresse ein Teilbereich des Gemeinwohls darstellt welches wiederum ein Teilbereich der gesamten Umwelt ist. Wirtschaftliche Entscheidungen werden demnach zuerst mit Blick auf den Planeten getroffen, dann mit Blick auf den Menschen, dann mit Blick auf den Profit.
Progressive Nachhaltigkeit anstreben
Es ist wunderbar, wenn Unternehmen Bäume pflanzen, grünen Strom beziehen und ihren CO2-Ausstoß kompensieren möchten. Das ist ein guter Anfang.
Viel mehr ist nötig, wenn wir den globalen Verlust von Artenvielfalt, den Raubbau an der Natur, die Verpestung und Vernichtung unserer Lebensgrundlagen, die Ungerechtigkeit zwischen Menschen und Nationen tatsächlich stoppen wollen. Wir befinden uns in einer echten Notlage.
Nachhaltigkeit wird zunehmend als „Label“ missbraucht. Im Sinne von „Jetzt sind wir nachhaltig. Also weiter wie bisher.“ Das ist Greenwashing. Bäume pflanzen und Offsetting von Emissionen wird dabei oft zum modernen Ablasshandel.
Unsere modernen Gesellschaften (ganz besonders die „entwickelten“ Länder) sind noch meilenweit von echter Nachhaltigkeit entfernt. Jede Errungenschaft, die unseren negativen Fußabdruck verkleinert, kann gefeiert werden um dann einen nächsten, einen weiteren Schritt in die richtige Richtung zu gehen.
Wichtig ist neben dem Vorzeigen von Erfolgen das Aufspüren und Anerkennen von Schieflagen, die weitaus tiefer sitzen. Sie lassen sich selbst mit dem Pflanzen von Millionen von Bäumen nicht beheben. Das ist schwieriger und genau das, was wir für echte Nachhaltigkeit brauchen.